Raumflug zerstört rote Blutkörperchen

Von Nancy Atkinson. Original: Space Flight Destroys Your Red Blood Cells, veröffentlicht am 19. Januar 2022 (Universe Today). (Unten: Flugingenieurin Anne McClain in der Cupola, mit der biomedizinischen Ausrüstung für MARROW. Bild: NASA)

Es ist wirklich wahr: der Weltraum will uns töten. Und diesmal versucht er uns von innen zu töten.

Eine neue Studie über Astronauten an Bord der Internationalen Raumstation zeigt, dass die Körper der Astronauten während des Aufenthalts im Weltraum um 54 Prozent mehr rote Blutkörperchen zerstörten, als sie das normalerweise auf der Erde tun würden. Selbst ein Jahr nach ihrer Rückkehr zur Erde blieben die Symptome der „Weltraumanämie“ bei den 14 getesteten Astronauten bestehen.

Anämie bei Astronauten war als Problem schon seit den ersten menschlichen Missionen in den Weltraum bekannt. Medizinexperten sind sich jedoch nicht sicher gewesen, welche Mechanismen zur Anämie im Weltraum beitragen. Man dachte seit längerer Zeit, dass die Weltraumanämie Teil der Flüssigkeitsverschiebung in Astronauten aufgrund der Schwerelosigkeit, wenn sie in den Weltraum kommen.

Bei Ankunft in der Mikroschwerkraft tendieren die Körperflüssigkeiten dazu, von den Beinen in Richtung Oberkörper und Kopf zu wandern, mit dem üblichen Ergebnis einer verstopften Nase, eines Völlegefühls im Kopf und aufgedunsen aussehender Gesichter. Diese Flüssigkeitsverlagerung ist auch Teil der Studien dazu gewesen, warum das Sehvermögen von Astronauten sich während des Weltraumaufenthalts verschlechtert.

Frühere Studien zeigten, dass Astronauten 10 Prozent der Flüssigkeit in ihren Blutgefäßen verlieren, während ihre Körper sich an den Aufenthalt im Weltraum anpassen. Aufgrund dieser Studien dachte man, dass die Blutgefäßsysteme in der Weltraumumwelt schnell 10 Prozent der roten Blutkörperchen zerstören, um das Gleichgewicht wiederherzustellen, und dass die Kontrolle der roten Blutkörperchen nach 10 Tagen im Weltraum wieder normal sei.  (Unten: Die erste im Weltraum absolvierte Blutabnahme des Astronauten Tim Peake. Die Probe wurde als Teil der Anämiestudie entnommen. Bild: NASA.)

Stattdessen fand ein Team unter der Leitung von Dr. Guy Trudel vom Ottawa Hospital und der Universität Ottawa heraus, dass die Zerstörung roter Blutkörperchen ein primärer Effekt des Aufenthalts im Weltraum war und nicht bloß durch Flüssigkeitsverlagerungen verursacht wurde. Zudem dauerte die Zerstörung roter Blutkörperchen, wenn auch langsamer, mindestens ein Jahr lang nach den sechsmonatigen Weltraumexpeditionen der Astronauten an.

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