Das Erbe von Khianool (5): Im Tianlong

Ein SF-Roman von GS; bisherige Kapitel: Das Erbe von Khianool (1): Coruma, (2) Auf dem Huxian Hill,  (3) Die Schöne des Abends und (4) Queenpeg.

KARENJIT KRANZL saß in ihrem blauen Trägerkleid im Tianlong, trank Kaffee und schaute vom inneren Kopfende des Tisches zwischen ihren Tischgenossen, die noch mit ihren Desserts beschäftigt waren, durch das vier Meter hohe Fensterband hinaus, das sich nach außen gewölbt um den ganzen hundertdreißig Meter durchmessenden Pilzhut des Coruma Tower herumzog. Im Hintergrund lief Flowers von Kiyoshi Yoshida, dessen Komposition Rising Sun sie dem Kapitän der Welsh Lady als Soundtrack für das Aerocapture-Manöver vorgeschlagen hatte. Der Blick ging nach Osten zum höchsten Teil des Kraterwalls von Coruma, dessen Turmspitzen gerade noch ins Licht der untergehenden Sonne ragten. Die Stadt und die Raumschiffe auf der Salzfläche lagen in blauschattiger Dunkelheit und sehr hellem, kaltweißem Kunstlicht, und jenseits der strahlenden Türme schwebte Pangu, so groß wie ein auf Armlänge gehaltener Dessertteller. Der Planet war seit der Landung etwas höher gestiegen und würde das noch eine Weile tun, ehe er wieder zurückpendelte.

Die beiden Nachbartische waren reserviert, aber noch unbesetzt, jedoch saßen an den meisten anderen schon Gäste, so weit Karenjit den Bogen am Panoramafenster nach links und rechts überblicken konnte. Auch die kleineren Tische auf der drei Stufen höheren Ringebene hinter ihr, innerhalb des umlaufenden Ganges, füllten sich. Der Lärmpegel in dem hellen, blau-golden dekorierten Restaurant war dennoch mäßig, weil er zusätzlich zu schallschluckenden Materialien auch von Gegenschallanlagen über jedem Tisch unterdrückt wurde. Flowers endete und wurde von ruhiger Crossover-Instrumentalmusik aus traditionellen chinesischen und klassisch-europäischen Elementen abgelöst.

Für die meisten Menschen Corumas war gerade die zweite Mittagszeit ihres zweieinhalb Erdentage langen Sonnenzyklus, dessen heißeste und kälteste Zeiten sie zu verschlafen pflegten. Dabei nutzten sie einen Teil der zusätzlichen Stunden für verlängerte Tiefschlafphasen mit optimierter Regeneration, und die dadurch mögliche Lebensverlängerung war ein Grund, warum Welten mit langen Tageszyklen bei Siedlern beliebt waren.

Die Lebenserwartung hatte seit Jahrhunderten generell zugenommen, was neben medizinischen Fortschritten auch an genetischen Faktoren lag. Einer davon war die Selektion zugunsten vitalerer Menschen, die bei dem Trend zu späterer Elternschaft lange genug ausreichend frisch blieben, um noch Kinder zu haben. Ein weiterer waren altershemmende Eingriffe in das Erbgut, die über Generationen hinweg immer wieder vorgenommen worden waren und von denen, die sie sich leisten konnten, allmählich in weniger begüterte Schichten einsickerten. Auch Karenjit trug solche Optimierungen in sich.

Inzwischen blickte sie schon etwas zufriedener auf ihre Situation. Sie hatte in ihrem Hotelzimmer geduscht und sich umgezogen, bevor sie sich zum Essen getroffen hatten. Sie hatte eine Entschädigungszahlung von Noirmans Agentur erhandelt, nachdem sie die Videos aus den Deutschussassistenten sowie von Carlonides‘ Libellopter als Druckmittel eingesetzt hatte. Auch das mit dem Schanghaien hatte Carlonides nicht ernst gemeint, sondern ihr die Transact-Karte und den Legitor zurückgegeben (nicht jedoch den Legitor für die Belle du Soir, die beim Coruma Tower parkte) und ihr die freiwillige Teilnahme an der Expedition angeboten, worauf auch Charatsidou Wert gelegt hatte, und sie begann Gefallen an der Idee zu finden. Einschließlich des Aspekts, auf den Carlonides sie hingewiesen hatte, auch wenn sie dazu erst einen Weg um Charatsidou herum finden musste. – Kommt Zeit, kommt Rat, kommt Attentat -. Sie war satt nach einem guten Essen, bei dem sie sich über Unverfängliches unterhalten hatten.

Dabei hatte sie wie schon seit der Begegnung in Twelvemiles vergleichende Beobachtungen der beiden Männer angestellt. Aristoteles Charatsidou zu ihrer Linken konnte ruhig und fast reglos wie ein Felsblock sein, wenn er zuhörte, und war dann wieder gesprächig und überschwenglich, mit lebhafter Gestik und Mimik, wenn er redete, und er war zuweilen in seinem Redefluss schwer zu stoppen. Dabei war er unprätentiös, direkt und humorvoll, spöttelte Politikerstimmen nach und scheute sich nicht, nonkonformistische Ideen zu äußern. Wegen Letzterem hatte er auch keine Professur in seinem ursprünglichen Fach Geschichte bekommen, weshalb er sich auf die Xenoarchäologie verlegt hatte.

Über die Obrigkeit von Seluna sagte er zum Beispiel, dass sie die Dinge in Twelvemiles so laufen lasse, um ihre Bürger zur Nutzung der dortigen Möglichkeiten zu verführen und etwas gegen sie in der Hand zu haben, mit dem man sie im Bedarfsfall drankriegen könnte. Oder zumindest sollten sie unsicher sein, ob man nicht von ihnen auch etwas wisse; Kontrolle durch Korruption eben. Er sagte von sich, kein intellektueller Typ zu sein, sondern seine Stärke sei vielmehr Findigkeit im Lösen von Problemen.

Der ihm gegenübersitzende Carlonides zeichnete sich durch eine gewisse katzenhafte Trägheit seiner Bewegungen aus, wenn kein Grund zur Schnelligkeit bestand, zu der er sehr wohl fähig war, wie sie wusste. Er beeilte sich auch nicht mit Antworten, äußerte sich zurückhaltend und oft knapp, wenn auch zeitweise mit trockenem Humor, der dann in seinem sonst eher gleichmütigen Mienenspiel durchschien. Karenjit hatte den Eindruck, dass er sich mehr in diese Richtung verändert hatte, seit sie ihn kannte, als würde er eine Rolle für sich entwickeln. Vielleicht hatte ihn jemand in einigen der Filme in der Bord-Mediathek der Welsh Lady beeindruckt; er war ja nur ein paar Jahre älter als sie. Möglicherweise waren es dieselben Filme, die auch sie von dort kannte; Karenjit hatte eine Vermutung und nahm sich vor, die Hotelmediathek danach zu durchsuchen, wenn sie wieder in ihrem Zimmer war.

Er war nun mit seinem Dessert fertig, goss sich Kaffee und Milch aus den Karaffen auf dem Tisch nach und lehnte sich zurück. „Doktor Charatsidou, wollen Sie uns nun etwas über den Job erzählen, für den Sie uns brauchen könnten?“

Der Xenoarchäologe nickte, setzte die Tasse ab, von der er gerade genippt hatte, und sagte: „Ja, jetzt ist die Zeit dafür richtig. Ich schlage vor, dass wir unsere PolyFus zusammenschalten, damit ich Ihnen Bildmaterial zeigen kann.“ Er winkte einer Kellnerin, die begleitet von einem Robo-Servierwagen herbeikam, um das Dessertgeschirr abzuräumen. Sie trug einen blauen Qípáo mit einem großen goldenen Drachenmotiv auf dem Rücken, das dem Namen des Restaurants – Himmelsdrache – entsprach und ein wiederkehrendes Dekorelement im Tianlong war. Wie der Großteil des Personals war sie Asiatin.

Als sie gegangen war, fragte Charatsidou: „Ist Ihnen Polybion ein Begriff?“

„Kaum mehr als dem Namen nach“, gab Karenjit zu; Carlonides nickte jedoch.

„Das ist ein Planet in der habitablen Zone von Ursae Majoris 36 B“, erklärte Charatsidou, „etwa dreizehn Lichtjahre von hier.“ Auf den Displays von Karenjits und Carlonides‘ Geräten erschien die rotierende 3D-Animation einer Welt, die etwa zu gleichen Teilen von Meeren und von Land in ockergelben, grünlichbraunen und rostroten Farbtönen bedeckt war. „Der Name ist eine Marketing-Erfindung des ersten interstellaren Reiseveranstalters, der Expeditionskreuzfahrten dorthin anbot, und er spielt darauf an, dass es dort Leben von fünf verschiedenen Welten gibt. Davon ist nur das Meeresleben auf Polybion entstanden.“

„Und die anderen?“ fragte Karenjit.

„Land- und Süßwasserleben von drei Welten wurde vor etwa zweieinhalb Millionen Jahren von einer fremden Zivilisation dort angesiedelt – den Tyormai, die auch die homininen Vorfahren der Dshainash nach Yarsu gebracht haben.“

Karenjits PolyFu zeigte Rekonstruktionen dieser Wesen auf Basis der vakuumgetrockneten und teilweise verbrannten oder zerrissenen Überreste, die man in treibenden Raumschiffwracks und zerstörten Basen auf luftlosen Monden gefunden hatte. Sie ähnelten rotbraunen Kraken mit einem gewölbten Rückenschild, unter dem drei große runde Linsenaugen zwischen den Ansätzen ihrer vordersten vier Tentakel hervorspähten. Wegen dieser Augen hatte man sie Triklopen genannt, ehe irdische Forscher auf Yarsu stark verwitterte kolossale Felsskulpturen entdeckten, die sie gerade noch erkennbar darstellten und von den Dshainash als Tyormai verehrt wurden.

Das erste Tentakelpaar war schlank und endete in je fünf fingerähnlichen Ausläufern, das zweite war dicker, hatte je vier Finger und diente als Krafthände und Hilfsbeine. Zwischen diesen und den sechs kurzen Säulengliedern mit je drei Stummelzehen, die den Hauptteil des Körpergewichts trugen, lagen die beiden Atemöffnungen: rechts das Einsaugloch und links der schräg nach vorn stehende Blasmund mit dem Stimmorgan dahinter. Über den Atemöffnungen saß je ein weiteres, kleineres Auge. Die Außenseiten der Gliedmaßen waren von dicken Plättchen bedeckt, die sich Kante auf Kante zusammenschoben, wenn sie sich damit vom Boden hochstemmten oder bei Gefahr ihren Bauch schützten, während sie ihre Körper in den sonst nur von Lungensäcken ausgefüllten Rückenschild zurückzogen. An den Enden der Finger und Zehen bildete je ein Plättchen einen Nagel oder eine stumpfe Klaue.

„Damit wollten sie sich eine Ausweichkolonie schaffen“, fuhr Charatsidou fort, „um die damals bevorstehende Supernova in der Scorpius-Centaurus-Assoziation zu überleben, deren Isotopenspuren auf der Erde gefunden wurden. Von ihrer Ursprungssonne weiß man nur, dass sie vom Spektraltyp F war, heißer, massiver und heller als Sol, mit mehr UV-Strahlung. Ihr Heimatplanet hieß Tyubru – in der für menschliche Münder angepassten Aussprache – und muss kleiner gewesen sein als die Erde. Wahrscheinlich lag er in der Killzone dieser Supernova.“

„Die sie dann doch erledigte“, stellte Carlonides fest.

Charatsidou nickte. „Soweit bisher bekannt, ja. Das lag auch daran, dass sie in mindestens drei verfeindete Fraktionen gespalten waren, die separate Kolonieprojekte betrieben und sich immer heftiger bekriegten, je verzweifelter die Lage wurde. Damit haben sie einander so weit behindert, dass sie es nicht rechtzeitig schafften. Bis zur Supernova hatten sie nur kleine Kolonien gegründet, die allein nicht lebensfähig waren.“

Karenjit hatte inzwischen mit ihrem PolyFu über SeluNet eine Astrokinetik-App aufgerufen und sie die Bewegung des Doppelsternsystems Ursae Majoris 36 relativ zu Sol zurückberechnen lassen. „Und vor zweieinhalb Millionen Jahren“, sagte sie, „war UM 36 nicht viel weiter in Richtung Sco-Cen von Sol entfernt als heute in der anderen Richtung. Das dürfte eine sichere Distanz gewesen sein.“

„Genau“, bestätigte Charatsidou. „UM 36 A, in dessen habitabler Zone der Planet Erymon kreist, war als F-Stern für die Tyormai langfristig besser als Polybions K-Sonne UM 36 B. Damals war das einheimische Leben beider Welten noch auf die Meere beschränkt; die Luft enthielt schon etwas Sauerstoff, auf Erymon aber wegen einer gerade zu Ende gehenden Eiszeit so wenig, dass für die Tyormai dessen rechtzeitige Bewohnbarkeit unsicher war. Deshalb pflanzten sie dort die rote Vegetation von ihrer Heimatwelt an, für die Erymon heute berühmt ist, und setzten Tierarten aus, die mit dem wenigen Sauerstoff auskamen, taten das aber auch in tropischen Hochländern auf Polybion. Solange die Ozonschicht noch dünn war, bekamen diese Gewächse dort selbst von der kühlen K-Sonne genug UV-Licht, und gelegentliche stellare Ausbrüche verhinderten, dass die irdischen Pflanzen von den tieferen Lagen her nachdrängten, wo sie angesiedelt worden waren, um die Anreicherung der Luft mit Sauerstoff zu beschleunigen.“

„Warum haben die Tyormai nicht einfach die Erde kolonisiert“, fragte Karenjit, „wenn diese auch in ihrer Reichweite war? Das habe ich mich schon im Zusammenhang damit gewundert, dass das irdische Leben auf Yarsu von ihnen dorthin gebracht wurde.“

„Ihre Anatomie machte sie ungeeignet für das permanente Leben unter Erdschwerkraft. Obwohl sie kaum die Körpermasse von Menschen erreichten, waren ihre knochenlosen Beine nicht stark genug, und ihre Organe wären auf der Erde kollabiert. Das Stütz- und Bindegewebe unter der Rückenschale war zu weich. Yarsu muss ein Grenzfall für sie gewesen sein, und man vermutet, dass der Planet für sie nur als Zwischenstation auf dem Weg zu einer ferneren, idealeren Welt gedacht war.“

Carlonides legte sein PolyFu hin. „Und diese Tyormai-Fraktion, die Yarsu besiedelte, kontrollierte wohl als einzige den Teil der Erde, wo die Vorfahren der Dshainash lebten, und nutzte sie als selbstvermehrende Arbeitskräfte bei der Bepflanzung des Planeten?“

„Es muss so gewesen sein.“ Charatsidou trank seinen Kaffee aus. „Vielleicht spielte auch Statusdenken eine Rolle, das Gefühl der Dominanz über eine primitive, aber doch halbwegs intelligente Spezies. Die anderen Tyormai setzten bei der Kolonisation von Polybion rein auf KI-Maschinen und brachten dorthin auch Lebensformen von einer bis heute unbekannten Welt, von der man kaum mehr weiß, als dass sie um eine K-Sonne kreiste und die Tyormai sie Chayaur nannten. Da dieses Leben die damals noch wenig gefilterte UV-Strahlung schlecht vertrug, siedelten sie es im Thermabyss an, einem heißen Depressionsbecken um ein austrocknendes Meer, das von zwei aneinanderstoßenden Kontinenten umschlossen wird, ähnlich wie das Mittelmeer vor Jahrmillionen. So wie die Luft sauerstoffreicher wurde und die Ozonschicht dadurch zunahm, konnte das chayaurische Leben sich aus dem Thermabyss ausbreiten und das irdische Leben weiter nach oben verdrängen, dem wiederum das tyubruische Leben in die habitabler werdenden größeren Höhen auswich. So entstand die farbcodierte Höhenschichtung auf Polybion: Herbstlaubgelb und Ocker in den Tiefländern, das irdische Grün in den mittleren Höhen und auf den Bergen der gemäßigten Breiten, und das Rot der für die Tyormai gedachten Lebensräume auf den tropischen Hochländern und Bergen.“

„Diese Welt wollte ich schon lange besuchen“, sagte Carlonides. „Faszinierend ist, dass die Tyormai sie offenbar schnell mit einer einfachen sauerstoffproduzierenden Biosphäre ausstatten wollten und dafür kleine Spezies verwendeten, die sich besser an die neuen Umwelten anpassen konnten. Die haben sich seither stark verändert und sind zum Teil viel größer geworden. Wäre interessant, das persönlich zu sehen.“

Charatsidou lächelte, offenbar befriedigt wegen des geweckten Interesses. „Man muss auch bedenken, dass Polybions Kontinente wie die von Yarsu ursprünglich großteils nackter Fels, Geröll und Sand waren, wo man erst eine dünne Bodenschicht aufbringen musste, in der überhaupt irgendwelche Pflanzen wurzeln konnten. Auf einem ganzen Planeten, der trotz seiner geringeren Größe um ein Drittel mehr Landfläche hat als die Erde! Nur in den Flussniederungen war der Boden tief genug für Bäume.“

„Wo wir vom Hinfliegen reden, Doktor Charatsidou…“, warf Karenjit ein, „Sie haben uns noch nicht gesagt, warum Sie uns dort jetzt als Security-Kräfte brauchen. Außerdem sprachen Sie von fünf verschiedenen Lebenssystemen auf Polybion. Bisher haben Sie aber nur vier näher erwähnt.“

Charatsidou lächelte wieder und nahm sein PolyFu zur Hand. „Zu beiden Punkten wollte ich jetzt kommen; sie hängen zusammen.“ Er tippte auf seinem Gerät herum und schickte seinen Gesprächspartnern eine neue Darstellung von Polybion auf die Displays, diesmal aus größerem Abstand, umgeben von einem breiten Ring aus vielen kleinen Monden und Gesteinsbrocken, der von einem halben Planetenradius über der Oberfläche bis zu einem Planetendurchmesser darüber reichte. In Hintergrund war ein größerer, fernerer Mond zu sehen.

„Der Ring aus kleinen Körpern, den Sie da sehen“, erläuterte Charatsidou, „stammt von einem großen inneren Mond, den Polybion vor langer Zeit hatte. Als die Rotationsperiode des Planeten durch die Gezeitenwirkung der Monde und der Sonne länger als die Umlaufperiode dieses inneren Mondes geworden war, wurde dessen Bahn wieder enger, und nachdem seine Roche-Grenze für einen starren Körper unterschritten worden war, begannen Stücke seiner Kruste und seines Mantels durch Gezeitenkräfte wegzubrechen und einen Trümmerring zu bilden. Dieser Prozess hat erst nach der Zeit der Tyormai eingesetzt, die den Kern des Mondes mit Neutronium anzureichern begonnen hatten.“

„Lithopanspermie?“ riet Karenjit. „Auf dem Mond gab es Leben, und Mikroben in Steinbrocken, die auf den Planeten stürzten, überlebten und wurden zur fünften Art von Leben?“

„Nein. Es stimmt, ein Teil des Materials sank nach innen in die Atmosphäre, andere Stücke trafen den Innenmond wieder und schlugen weitere Trümmer heraus oder wurden von ihm auf weitere oder engere Orbits geschleudert. Der Zerfall ging weiter, so wie der Restkörper nach innen sank. Sobald der starre äußere Mantel weg war, befand der Mond sich plötzlich weit innerhalb seiner Roche-Grenze für einen flüssigen Körper, sodass große Klumpen von Mantelmagma sich lösten und zu kugelfömigen Sekundärmonden wurden, bis der geschmolzene Eisenkern freilag. Dieser hielt wegen seiner Dichte und des geringeren Durchmessers vorerst zusammen, bis er durch Impakte in kleinere Klumpen zerschlagen wurde, die dann wie die Magmamöndchen erstarrten. Was jetzt noch von all diesen Körpern vorhanden ist, hat sich unter dem Einfluss ihrer gegenseitigen Schwerkräfte und jener der Sonne und des äußeren Mondes Artinash zu einem metastabilen Arrangement aus vielen Ringen von koorbitalen Stein- und Eisenkörpern und Schuttklumpen sortiert, die nur noch selten zusammenstoßen und dann etwas von ihren aufgesammelten Regolithhüllen verlieren.“

„Dort müsste doch viel Metall zu finden sein, das im Inneren des Mondes versunken war“, meinte Carlonides, „Edelmetalle, Uran, Thorium. Und überschwere Transurane aus der Insel der Stabilität.“

„Das dachten die ersten Erkunder von Polybion auch“, sagte Charatsidou. „Nur stellte sich heraus, dass diese Stoffe nur noch in nicht abbauwürdigen Konzentrationen vorhanden waren – und dass es zigtausende Jahre alte Stollen und Kavernen in den Möndchen gab. Es musste also lange nach den Tyormai und lange vor uns eine andere Alien-Zivilisation in dieses System gekommen sein. Erst nach dieser Erkenntnis sah man ganz unten im Thermabyss nach, wo zuvor niemand gewesen war, weil es dort tagsüber sehr heiß ist und man die gelben Pflanzen um das Thermabyss-Meer aus der Luft für eine Fortsetzung der bekannten Vegetationszone von Chayaur gehalten hatte. Dort unten entdeckte man jedoch Carbosil-Biota, deren Biomoleküle auf Kombinationen von Kohlenstoff und Silizium beruhen; dieselbe Art von Leben wie auf Tidalos.“

„Und nachdem Sie als Xeno-Archäologe dort forschen und jetzt Security-Personal brauchen“, begann Karenjit, „bedeutet das…?“

„…dass ich Relikte der verschwundenen Tidalier gefunden habe. Ja. Wir wissen jetzt übrigens, dass sie sich Khipoyi nannten, wobei dieser Name nur die für Menschen hörbaren Frequenzen der Originalaussprache wiedergibt, die auch Ultra- und Infraschalltöne enthielt. Wegen des kleinen Lebensraums der Carbosil-Biota auf Polybion hatte man nicht erwartet, dass es dort ‚tidalische‘ Niederlassungen gegeben hat, und deshalb auch nicht nach Überresten von solchen gesucht. Mir ist es fraglich erschienen, ob eine Zivilisation Leben von ihrer Welt auf einer anderen ansiedeln und in deren Mondsystem Bergbau betreiben würde, ohne sich selbst dort niederzulassen. Aber das Europäische Xenoarchäologische Institut hat mir keine Mittel für diesbezügliche Forschungen bewilligt, obwohl ich sowieso wegen der Tyormai-Vergangenheit auf Polybion war. Man glaubt nicht, was für irrationale bürokratische Revierkämpfe es in so einer Organisation geben kann.“

„Und Panhumcos?“ fragte Carlonides. „Wollten die auch nichts lockermachen?“

„Nein. Zu groß, zu schwerfällig, zu sehr auf Bestandswahrung und auf das Lavieren zwischen den Interessen der Mitgliedsstaaten bedacht.“

Das passte zu Karenjits Eindruck von Pan-Human Cosmic Survey und zu den Erfahrungen ihres Vaters damit. Die Weltraumforschungsorganisation der Interstellar Human League war für die Mitgliedsstaaten zu einer Versorgungsposten-Beschaffungsanstalt geworden. „Die sind doch nur noch ein Ärgernis für die freie unternehmerische Entfaltung im Weltraum“, sagte sie.

Carlonides sah sie spöttisch an. „Womit Panhumcos doch wieder etwas Gutes ist…“

Typisch für einen unselbständigen Habenichts -, dachte Karenjit.

„Auch als Hindernis für die freie imperialistische Entfaltung im Weltraum“, fügte Charatsidou hinzu, ehe sie etwas erwidern konnte. „Zum Beispiel als Hüter von Polybion, wo vorerst nur einige Inseln von Erdmächten in Besitz genommen werden durften. Oder bei der Regulierung des Kontakts zwischen der Erde und den Dshainash, wo Panhumcos und die IHL neokoloniale Übernahmen irdischer Mächte auf Yarsus habitable, neutroniumkernkonprimierte Monde Khalvorn und Almidhau beschränkten. Das war möglich, weil die IHL keine privilegierten Mitglieder mit Vetomacht hat. Damit wurde vermieden, dass sie zum Instrument einer Hegemonialmacht werden konnte, und ihre Glaubwürdigkeit als neutrale Institution war gesichert. Geholfen hat den Dshainash auch, dass interstellare Reisen damals noch länger dauerten und dass es bald nach dem Kontakt mit ihnen zu Krisen auf der Erde kam, wegen denen der Sternenflug über mehrere Generationen stark eingeschränkt war und die meisten Menschenkolonien auf einem niedrigeren Techlevel autark werden mussten. Das hat den Dshainash Zeit gegeben, um mit dem bis dahin erhaltenen Wissen ihre Position zu verbessern und Allianzen untereinander zu schließen, ehe die Erde sich wieder mehr mit ihnen befassen konnte.“

„Daraus könnten wir Erdenmenschen Lehren für den Fall ziehen, dass wir einer uns überlegenen Alien-Zivilisation begegnen“, sagte Carlonides. „Es ist ein Glück, dass wir vor einem Kontakt mit wirklich fremden Intelligenzen auf die Dshainash gestoßen sind, die uns wegen der gemeinsamen Abstammung ähnlich und eine zuvor unbekannte Menschenvariante sind, aber doch eine separate Spezies. Homo dshainash gegenüber Homo sapiens. Dadurch können wir den Umgang mit einer gewissen Fremdheit erlernen, die biologisch immer von uns getrennt sein wird.“

Karenjit nahm den letzten Schluck ihres kalt gewordenen Kaffees, stellte die Tasse ab und sprach aus, was ihr gerade durch den Kopf geschossen war. „Naja, die Diskussionen hätte man sich sparen können, ob man den Homo sapiens umbenennen sollte, um uns nicht als ‚weise, vernünftige Menschen‘ über die Dshainash zu stellen, denn allzu sapiens sind die wirklich nicht. Ihre Position wäre noch stärker gewesen, wenn sie das, was sie nach dem Erstkontakt gelernt und bekommen hatten, nur dafür genutzt hätten, statt zuerst ihren barbarischen Neigungen nachzugeben und zu versuchen, ihre Nachbarn damit zu unterwerfen, um bis zum Wiederaufleben der irdischen Besuche…“ Sie brach ab, als sie sah, wie Charatsidou mit hochgezogenen Augenbrauen den Kopf wiegte.

„Ist Ihnen klar“, fragte er, „gerade Ihnen als Juniorchefin einer Söldnerfirma, wie viele Finger für diesen einen auf die Erdenmenschen zurückzeigen, die so betrachtet auch gar nicht so sapiens sind? Für die Politik der yarsuischen Hegemonialmächte Tahanbri und Karmaie, auf die Sie anspielen, lassen sich Parallelen in der irdischen Geschichte finden. Und allgemeiner: Rationalität und Intellekt werden oft benutzt, um zu rechtfertigen, was man aus Instinktgründen tun will, und um vor sich selbst und anderen zu verschleiern, dass das die wahren Motive sind. Streben nach Status, Macht und Besitz – all das sind letztlich Erscheinungen des Sexualtriebs, polygam beim männlichen Geschlecht und hypergam beim weiblichen, wie bei vielen Spezies mit sexueller Fortpflanzung. Ich bezweifle manchmal, dass Menschen – von der Erde und von Yarsu – sich viel vernünftiger verhalten als intelligentere Tiere, die instinktives Verhalten durch erlerntes ersetzen können, aber noch nicht zu intellektueller Selbsttäuschung fähig sind. Vernünftig im Sinne dessen, was in einer modernen Gesellschaft besser wäre. Nach dem, was wir über die Tyormai wissen, hatten sie dieses Problem anscheinend auch und konnten es nicht lösen, ehe sie auch deswegen untergingen; vielleicht ist es bei Intelligenzwesen mit geschlechtlicher Fortpflanzung häufig.“

Karenjit beschloss, diese Diskussion ruhen zu lassen und zum vorherigen Thema zurückzukehren. „Was haben Sie nach der Ablehnung von EXAI und Panhumcos gemacht?“ fragte sie Charatsidou, bevor diesem vielleicht noch etwas zur Fortsetzung seines Monologs einfiel.

„Ich bin nach dem Ende meines Tyormai-Forschungsauftrags auf Polybion geblieben und habe in meinem Urlaub ein Xenobiologenteam um das Thermabyss-Meer begleitet. Dank meiner Erfahrungen auf Tidalos war es mir möglich, erste Spuren der Khipoyi-Zivilisation zu finden, auch im seit damals gestiegenen Meer. Nachdem ich die EXAI-Niederlassung in Twelvemiles darüber informiert hatte, erklärte sich bald darauf die Huxian Science Foundation bereit, den Großteil der Kosten für eine kleine Expedition von EXAI-Personal unter meiner Leitung zu übernehmen. Und so…“

„Huxian?“ fragte Carlonides dazwischen. „Gibt es da einen Zusammenhang mit…“

„Huxian Security, über die das Jobangebot läuft?“ Charatsidou nickte. „Ja, und die Chefin persönlich hat mir Sie beide empfohlen. Sie werden sie noch im Lauf dieses Abends kennenlernen. Sie heißt Chenny Yako, Spitzname Wasabitch, und dass Yako auf Japanisch irgendwas im Zusammenhang mit Füchsen bedeutet, passt auch zu ihr.“

„Könnte interessant werden.“ Karenjit warf Carlonides einen Seitenblick zu. „Es würde mich interessieren, warum sie gerade uns vorgeschlagen hat. Und warum brauchen Sie jetzt Security-Leute, Doktor Charatsidou?“

„Weil wir inzwischen einiges gefunden haben, auch technische Dinge, die zwar korrodiert und chemisch verändert sind und nicht mehr funktionieren, aus denen man aber ihre Technologie und teilweise sogar gespeicherte Daten rekonstruieren kann. Das macht sie wertvoll, und außerdem zahlen Antiquitätensammler gut für prähistorische Artefakte von Nichtmenschen und Dshainash. Wir schicken die Funde zwar immer gleich nach hier weiter, sobald wieder ein Raumschiff auf dem alten Panhumcos-Landeplatz Intermarion zwischen dem Thermabyss und dem Kenra-Meer im Norden aufsetzt, aber solange sie noch bei uns liegen, sind sie eine Versuchung für Diebe und schlimmere Leute. Sie beide könnten auch Fragen von Touristen beantworten, die immer wieder bei uns vorbeikommen, und sie unseren Fachleuten vom Hals halten, und zwischendurch können Sie uns mit manuellen Arbeiten helfen, die keine Fachkenntnisse erfordern. Aber ich schlage vor, dass wir Jobfragen im Beisein unserer Sponsorin besprechen.“

„Einverstanden“, sagte Carlonides. „Bis dahin können Sie uns ja mehr über Polybion und Ihre bisherigen Forschungen erzählen.“

„Gerne. Vorher bestelle ich uns aber noch eine Runde Kaffee, oder was immer Sie trinken möchten.“

„Ich nehme Cappucino“, sagte Carlonides.

„Für mich Café au lait“, fügte Karenjit hinzu.

Charatsidou winkte der Kellnerin. An ihm vorbei sah Karenjit ein Raumschiff vor der Hauptinsel von Coruma vom Salz abheben. Es hatte eine entfernte Ähnlichkeit mit der Welsh Lady und war ein Hecklander wie diese, aber deutlich größer. Detailunterschiede waren auf die Distanz von vielleicht sechs bis sieben Kilometern nicht auszumachen. Mit blinkenden Positionslichtern stieg es höher, in das von ihm erzeugte Hitzeflimmern vor Pangu hinein, und startete seine Fusoren. Blauweißes Feuer schoss aus seinen Boosterdüsen und schob es schneller werdend in den Himmel.

Karenjit holte die Flugbewegungsanzeige des Raumhafens auf ihr PolyFu und erfuhr, dass soeben das Patrouillenschiff Phoebe des europäischen Zweigs der PAF-Raumflotte gestartet war.

Nächster Teil: 6) An Margaritas Perlentor

*       *       *

Begriffserklärungen zum Kapitel 5:

Areskis: wasserarmer habitabler Planet des sonnenähnlichen G2Va-Sterns 18 Scorpii, gut 46 Lichtjahre von Sol entfernt. Der Name bezieht sich auf teilweise Ähnlichkeiten mit dem Mars (griech. Ares), wie man ihn sich im frühesten Paläoastronautikum vorstellte, und dem fiktiven Wüstenplaneten Arrakis im historischen Science-Fiction-Roman Dune. Areskis ist mit 2,9 Milliarden Jahren deutlich jünger als die Erde und befand sich zu der Zeit, als eine Fraktion der prähistorischen homininen Dshainash-Zivilisation seine feuchteren Regionen für ihr Kolonieprojekt mit Landpflanzen begrünte, in seiner Entsprechung zur irdischen Großen Sauerstoffkatastrophe. Nach Chaire war dies die zweite Ex-Dshainash-Kolonie, die von Erdenmenschen entdeckt und besiedelt wurde.

Boosterdüse: Vorrichtung an Raumschiffen zur Verstärkung des Schubs durch das Fusionsplasma aus dem Bordreaktor gemäß unten der abgebildeten Prinzipskizze:

Die aus dem Reaktor austretenden Plasmapulse (z. B. bei Borton-Fusoren mit 4,5 % der Lichtgeschwindigkeit) passieren den Mikrowellenhohlraum des Trawdec-Konverters und haben danach immer noch mindestens 4500 km/s. Am Eingang der Boosterdüse durchqueren sie eine Magnetspule und treffen danach auf eingespritzte Materie (aus der Bordluft ausgefilterte Schadstoffe, als Rückstoßmasse mitgeführtes Wasser, das auch Abwasser enthalten kann; beim Atmosphärenflug auch angesaugte und in die Düse gedrückte Außenluft). Diese Materie wird vom Fusionsplasma zu einer (weniger heißen) Plasmawolke ionisiert, die sich im Magnetfeld pilzförmig ausdehnt und nach hinten austritt. Dabei drückt sie über die Lorentzkraft gegen die Magnetfeldlinien und übt Schub auf die Spule und somit das Raumschiff aus.

Diese Plasmawolke besitzt immer noch annähernd die ursprüngliche Bewegungsenergie des Fusionsplasmas (minus Strahlungsenergie), jedoch auf eine viel größere Masse verteilt. Da die kinetische Energie mit dem Quadrat der Geschwindigkeit zunimmt, der Impuls jedoch linear, hat z. B. bei einem Masseverhältnis von 1:100 jedes Atom der Plasmawolke nur 1 % der kinetischen Energie, aber 10 % der Geschwindigkeit (450 km/s) und des Impulses des Fusionsplasmas, bei 100facher Gesamtmasse der Plasmawolke und somit zehnfachem Schub. Bei einem Masseverhältnis von 1:1000 sind es 45 km/s bei 31fachem Schub und bei 1:10.000 sind es 4,5 km/s (wie ein mit Wasserstoff betriebenes chemisches Raketentriebwerk) bei 100-fachem Schub. Um den Teil der eingespritzten Materie aufzufangen, der vor allem bei sehr großen Masseverhältnissen der Ionisierung entgeht, ist der Magnetfeldtrichter von einer materiellen Düsenglocke umgeben.

Carbosil-Biota: Lebewesen, deren Biomoleküle nicht nur auf Kohlenstoff aufgebaut sind wie das irdische Leben, sondern auch auf Silizium, das ebenfalls Bindungen mit vier anderen Atomen eingehen kann und ähnlich komplexe Moleküle ermöglicht, wenngleich nicht in so großer Vielfalt wie Kohlenstoff.

Man hat lange über eine alternative Silizium-Biochemie spekuliert, aber das Fehlen von siliziumbasierten Bio-Vorläufermolekülen in der Natur sowie die Tatsache, dass irdisches Leben auf Kohlenstoff beruht, obwohl Silizium viel häufiger vorkommt, sprach gegen eine natürliche Entstehung von Siliziumleben. Auch wäre Silizium statt Kohlenstoff als Energieträger problematisch, weil die Ausscheidung der festen Oxide für Organismen schwieriger wäre als jene des gasförmigen CO2. Schließlich wurde deshalb klar, dass Siliziumleben unter erdähnlichen Bedingungen wahrscheinlich nicht möglich ist, wie z. B. in diesem historischen Video erläutert wird:

Jedoch war es um diese Zeit (2016 n. dam. Zeitrechnung) gelungen, durch Mutationen und gerichtete Evolution Mikroben zu züchten, die organische Kohlenstoff-Silizium-Verbindungen produzieren konnten. Nach der Entdeckung einer komplexen Biosphäre aus thermophilen Kohlenstoff-Silizium-Lebensformen auf Tidalos wurde daher die Hypothese entwickelt, dass diese das Ergebnis einer solchen künstlichen Evolution sind.

Es wurde vermutet, dass die Ursprungswelt des tidalischen Lebens heiß war und zuerst eine thermophile Kohlenstoff-Biosphäre hervorbrachte, aus der eine intelligente Spezies entstand. Diese hatte – so die Hypothese – hitzefestere Carbosil-Varianten des bisherigen Lebens geschaffen, um damit die für Letzteres zu heiß werdenden tropischen Lebensräume zu besiedeln und dort weiterhin Fotosynthese zu ermöglichen. Dabei gaben sie den Carbosil-Pflanzen auch einen effizienteren Fotosyntheseprozess, der mehr vom Lichtspektrum nutzt. Zur Komplettierung dieser Ökologie entwickelten sie tierische Formen, die sich von den Carbosil-Pflanzen ernährten und ihrerseits von Räubern gefressen wurden. Auf einen solchen Ursprung deutet auch die unnatürlich aufgeräumte Genetik der tidalischen Carbosil-Biota hin, mit nur wenig Entsprechung zur „Junk DNA“ irdischer und außerirdischer Kohlenstoff-Lebensformen, als hätte eine fremde Intelligenz deren Genome bei der Schaffung aus Vorläufer-Leben bereinigt. Aus dem Maß, in dem das Carbosil-Leben seither im Lauf seiner Evolution wieder „Junk-Erbgut“ angesammelt hat, schloss man, dass seither mehrere hundert Millionen Jahre vergangen sind.

Die Fotosynthese tidalischer Pflanzen nutzt hauptsächlich nahes Infrarot und die grünen Lichtanteile (daher ihre gelbe Farbe), weil ihre Ursprungssonne ein K-Typ-Stern mit einem Strahlungsmaximum im gelben Wellenlängenbereich war, der in weitem Abstand um einen massiveren Stern kreiste, der zum Roten Riesen wurde. Nachdem die Welt dadurch immer heißer geworden und die Vorläuferzivilisation untergegangen war, breitete das Carbosil-Leben sich weiter aus, verdrängte das ursprüngliche Kohlenstoffleben und entwickelte sich zu einer komplexen globalen Biosphäre. Schließlich entstand daraus eine neue intelligente Spezies, die interstellare Raumfahrt betrieb (die Khipoyi, wie man inzwischen weiß). Diese kolonisierte Tidalos, verschwand irgendwann danach Grund und hinterließ die von ihr auf Tidalos angesiedelten Pflanzen und Tiere.

Soweit die Hypothese, die bestärkt wurde, als man auch auf Hotball tidalische Lebensformen entdeckte. Diese hatten sich auf dem ansonsten unbelebten heißen und wasserarmen Riesenmond einer Supererde von den subpolaren Breiten und manchen Gebirgen bis in die Subtropen ausgebreitet und den CO2-Gehalt der Atmosphäre so weit verringert, dass die Pole und die höchsten Gebirge für sie wieder zu unwirtlich geworden waren. (Bild unten: Riffe von Carbosil-Meeresorganismen bei tiefer Ebbe auf Hotball.)

Als tidalische Lebensformen dann auch im heißesten Lebensraum von Polybion – dem Thermabyss – gefunden wurden, die sich dort gegen die anderen Biome behaupteten, war klar, dass die „Tidalosier“ so wie andere nichtmenschliche Zivilisationen ihre Art des Lebens auf anderen Welten ausgesät hatten, ehe sie verschwanden.

Tidalische Carbosil-Biota können durch Abscheiden von amorphem oder kristallinem Siliziumdioxid sehr feste, glasharte Strukturen für Zähne, Krallen, Stacheln, Schalen und Skelette bilden. Je nachdem, ob Silizium gelöst oder abgeschieden werden soll, können sie den pH-Wert ihrer Gewebeflüssigkeiten durch Produktion oder Abgabe von Ammoniak und Schwefelsäure in einem breiten Bereich von basisch bis sauer variieren, wofür ihre Biochemie Säurestabilität entwickelt hat. Da die Löslichkeit von Ammoniak in Wasser mit steigender Temperatur abnimmt, kühlen Carbosil-Organismen sich in den heißeren Zeiten durch Verdunsten von Ammoniak und nutzen den dann niedrigen pH-Wert ihrer Zellflüssigkeit für das Abscheiden von SiO2 zu festen Strukturen, während Vorgänge, bei denen Silizium gelöst wird, in kühleren Zeiten stattfinden, wenn der Ammoniakgehalt hoch ist. Weil Silizium sich im sauren Milieu des Meerwassers schlecht löst, müssen tidalische Meeresorganismen es aus Sedimenten aufnehmen.

Als Energieträger dienen wie beim Kohlenstoffleben Kohlenhydrate (Zucker), und zwar rechtshändige wie bei irdischem Leben, da auch das Vorläuferleben linkshändige Aminosäuren hatte. Daneben werden auch Fette verwertet und Schwefelwasserstoff für die Erzeugung von Schwefelsäure oxidiert.

Weil sie auf ihrer Ursprungswelt durch eine dicke Atmosphäre vor der UV-Strahlung ihrer Sonne geschützt waren und überall in einer ständig warmen Umwelt lebten, vertragen tidalische Lebensformen weder UV-Licht noch Frost und kommen daher auf Tidalos nur unterhalb einer Höhengrenze vor, die von ca. 3000 m in den Tropen zu den Polarkreisen hin auf Meeresniveau sinkt. Darüber waren die Berge und Hochländer vor der Besiedelung durch Menschen tote Stein- und Sandwüsten. Wegen der unterschiedlichen Biochemie sind Lebewesen der einen Welt für die der jeweils anderen völlig unverdaulich, mit Ausnahme der Kohlenhydrate und mancher Fette.

Flowers: Musikstück von Kiyoshi Yoshida aus dessen CD „Asian Drums II“ (2001 nach damaliger Zeitrechnung; auf „Samurai Collection“ ist es ebenfalls enthalten):

Qípáo: das auch Cheongsam genannte traditionelle lange Seiden- oder Satinkleid chinesischer Frauen mit Seitenschlitzen und hohem geschlossenem Kragen. Im späten Paläoastronautikum kam in Europa und Nordamerika die irrige Ansicht auf, Chinesen würden das Tragen des Qípáo durch Nichtchinesinnen als sogenannte „Kulturaneignung“ missbilligen. Dass das nicht stimmt, belegt dieses historische Video aus der Zeit (ca. 2018 nach damaliger Zeitrechnung), wo der Südafrikaner Winston Sterzel, der 14 Jahre lang in China gelebt hatte, Chinesen auf der Straße nach ihrer Meinung dazu befragt:

Das Video enthält auch Anschauungsbeispiele für Qípáos und Hörbeispiele für die Aussprache dieses Wortes (die sich bis zum heutigen interstellaren Zeitalter kaum verändert hat).

Roche-Grenze: Entfernung zwischen zwei umeinander kreisenden Himmelskörpern, innerhalb derer das umlaufende Objekt von den Gezeitenkräften des Hauptkörpers zerrissen wird. Dieser Grenzabstand hängt neben dem Massen- und Dichteverhältnis der beiden Körper auch von der Verformbarkeit des Satelliten ab und ist am geringsten, wenn dieser starr ist, und am weitesten, wenn er flüssig oder gasförmig ist.

Scorpius-Centaurus-Assoziation (Sco-Cen): stark aufgelockerter Bewegungshaufen aus mehreren tausend jungen Sternen mit durchschnittlichen Entfernungen zwischen 380 und 470 Lichtjahren in den Sternbildern Skorpion, Wolf, Zentaur und Kreuz des Südens. In den letzten 15 Millionen Jahren explodierten dort mehrere Sterne als Supernova, von deren bisher letzter (vor ca. 2,6 Millionen Jahren) schon im mittleren Paläoastronautikum (Anfang 21. Jh. nach damaliger Zeitrechnung) Spuren der Isotope Eisen-60 und Mangan-53 in irdischen Ozeanen und in der Antarktis gefunden wurden.

Tyormai: Triclops tyormai, eine nichthumanoide raumfahrende Spezies, die von einer unbekannten Welt namens Tyubru irgendwo zwischen Sol und der vor ca. 2,6 Millionen Jahren in der Scorpius-Centaurus-Assoziation explodierten Supernova stammte, die sie auslöschte.

Das ungewöhnlichste Merkmal der Tyormai ist ihr zehnstrahlig-radialer Körperbau mit dem Ring aus Teilgehirnen um den zentralen Magen, von denen Nervenbahnen zu den anderen Organen und in die Gliedmaßen ausgehen. Dieser Bauplan ist ein abgewandeltes Erbe ihrer fernen wasserlebenden Vorfahren, die rotationssymmetrische Körper unter einem quallenähnlichen Schirm hatten, mit zehn Augen zwischen den Ansätzen von zehn Tentakeln um einen zentralen Mund. Solche Formen sind nur von den Spezies bekannt, die von den Tyormai auf ihren Kolonieprojekt-Welten (z. B. Polybion, Erymon oder Yarsu) angesiedelt wurden:

Die länglichen, schneller schwimmenden Glockenkalmare leben im freien Wasser, während die kompakten Schirmkraken sich hauptsächlich am Grund von Gewässern aufhalten und nur kurze Strecken schwimmen. Die von Letzteren abstammenden Schildkraken haben eine von der Rotationssymmetrie abweichende längliche Vorne-Hinten-Orientierung ihres Körperbauplans, der aber immer noch radial gegliedert ist. Ihre Gliedmaßen sind in vier Greifarme und sechs Beinarme differenziert, ihre drei Frontaugen sind größer und komplexer, während die anderen kleiner sind und das hinterste fehlt. Bei ihnen hat schon die Verlagerung der ursprünglich ringförmig innerhalb der Tentakel angeordneten zehn Atemlöcher nach vorn (hinter den ebenfalls nach vorn wandernden Mund) und der Ausscheidungsöffnungen nach hinten sowie die teilweise Verschmelzung all dieser Öffnungen begonnen. Ihr Schirm ist zu einem elastischen, mit harten Plättchen bedeckten Schild geworden, mit dem sie nur gelegentlich schwimmen und den sie als Schutz über ihren Körper ziehen können. Sie leben am Gewässergrund sowie auf Felsen und Uferbänken, wo sie sich aus Gezeitentümpeln über Land kriechend zurückziehen können, wenn sie bei Niedrigwasser abgeschnitten sind.

Aus den Schildkraken entwickelten sich die landlebenden Triklopen mit starrem Schild, bei denen die drei vordersten Augen besonders groß und leistungsfähig sind, während ansonsten nur noch das folgende Paar kleiner Augen zwischen den hinteren Armen und den vordersten Beinen vorhanden ist, dessen Sehvermögen deutlich geringer ist. Wie viele Landtiere von Tyubru können Triklopen Nahes Ultraviolett sehen, jedoch nicht die langwelligsten Rotfrequenzen des für Menschen sichtbaren Lichts. Ihre intelligenteste Form sind die Tyormai, die von den Erdenmenschen nach den ersten Entdeckungen ihrer Überreste wegen der drei Hauptaugen zunächst einfach Triklopen genannt wurden.

Yarsu: arider Planet in der habitablen Zone des 51 Lichtjahre von Sol entfernten F7-Sterns 99 Herculis A, Heimatwelt der homininen Dshainash, die ihre Sonne Yirkour nennen. Das Doppelsternsystem 99 Herculis ist etwa doppelt so alt wie das Solsystem und hat nur etwa 60 % von dessen „Metallizität“, also des Anteils an schwereren Elementen als Wasserstoff und Helium.

Zum System gehört auch ein Riyaor genannter Zwergstern vom Spektraltyp K4V, der mit einer Orbitalperiode von 56,3 Jahren auf einer sehr exzentrischen Bahn mit einer großen Halbachse von 16,5 AE (etwas weniger als jene des Uranus) umläuft und nur 7 % von Sols visueller Leuchtkraft hat. Auf Yarsu ist Riyaor selbst in Zeiten des größten Abstandes auch am Taghimmel deutlich sichtbar und nachts um ein Vielfaches heller als der irdische Vollmond, und die Menschen und Tiere dort haben damit während einer Hälfte des Jahres eine Zweitsonne, die Aktivitäten in der Kühle der Nacht ermöglicht. Wegen der Wichtigkeit für die Aktivitäten der Dshainash richtet ihr Kalender sich nach der Zeit, in der Riyaor nachts am Himmel steht, und weil der Stern sich nahe seinem Periastron viel schneller bewegt als nahe dem Apastron, sind die Periastron-Jahre am längsten und die Apastron-Jahre am kürzesten. Es gibt Regeln für das Verhältnis dieser variablen Kalenderjahre zum fixen astronomischen Jahr.

Es existiert eine Trümmerscheibe aus eisigen Objekten mit einem mittleren Radius von 120 AE um das gemeinsame Baryzentrum von Yirkour und Riyaor. Sie ist gegen die Orbitalebene des Systems verkippt, was auf eine Wechselwirkung mit einem anderen Sternsystem irgendwann in der Vergangenheit hindeutet.

Yarsu ist etwa so groß wie die Venus, hat aber wegen der geringeren Dichte nur eine Oberflächenschwerkraft von 0,86 g. Sein astronomisches Jahr dauert rund eineinhalb Erdenjahre, und die Einstrahlungsintensität des UV-haltigeren Sonnenlichts ist um ein knappes Sechstel höher als auf der Erde. Der Planet hat in seiner langen Geschichte viel von seinem Wasser verloren und daher mehr Land- als Meeresfläche.

Es gibt vier Hauptmonde, die nach Gestalten aus der Mythologie der Dshainash benannt sind; von innen nach außen sind das Ardnaxar, Almidhau, Khalvorn und Yunidrax. Alle vier sind neutroniumkernkomprimiert (siehe Synfiss), aber nur die beiden massereichsten, Almidhau und Khalvorn, bei denen dieser Prozess schon vor rund zweieinhalb Millionen Jahren von den ausgestorbenen Tyormai begonnen und von der untergegangenen Dshainash-Raumfahrerzivilisation fortgesetzt wurde, sind habitable Miniwelten. Almidhau wurde von der Panatlantischen Föderation in Besitz genommen, Khalvorn haben sich die anderen irdischen Mächte aufgeteilt, und Yunidrax gehört Pan-Human Cosmic Survey (Panhumcos), der Weltraumforschungsorganisation der Interstellar Human League (IHL). Letztere hatte irdischen Neokolonialismus auf dem Planeten selbst verhindert und durchgesetzt, dass Ardnaxar den Dshainash-Nationen überlassen blieb, die mit irdischer Hilfe wieder eine eigene Raumfahrt entwickelten. Außerhalb dieser vier Monde kreist eine Anzahl kleinerer Trümmer, die unbenannt blieben.

Das autochthone Leben von Yarsu ist molekularbiologisch einfacher als das irdische. Statt die DNS in X- oder H-förmige Chromosomen zu verpacken, falten seine genetischen Stränge sich zu Bällen, wenn sie nicht aktiv sind; statt Enzymen, Heligase, Ligase, Polymerase und Primase fungieren Spurenmetalle als Auslöseschalter, und es verwendet Proteine direkt, statt über die RNS zu gehen. Durch seine Einfachheit konnte dieses Leben leichter entstehen, aber es ist auch stabiler und mutiert daher viel langsamer. Wegen der daraus resultierenden langsamen Evolution brauchte es viel länger, um vielzellig zu werden, die Fotosynthese und die Sauerstoffatmung zu entwickeln, komplexe Formen hervorzubringen und sich von Rückschlägen durch kosmische oder geologische Katastrophen zu erholen. Eine dieser Katastrophen muss jene gewesen sein, die durch die weiter oben erwähnte nahe Sternbegegnung und die von dieser bewirkten Störungen der Bahnen beider Sonnen und ihrer Planeten, Asteroiden und Kometen ausgelöst worden war.

Als Folge all dieser Faktoren war Yarsus Leben trotz seiner sehr langen Geschichte noch immer nicht über den Gezeitensaum und die Ufer der Tieflandflüsse hinaus auf das Land vorgedrungen, als die Tyormai begannen, mit den Vorfahren der Dshainash als Arbeitskräfte das Land mit Pflanzen und Tieren von ihrer Heimatwelt Tyubru und von der Erde zu besiedeln, um sich eine Zuflucht vor der damals drohenden Supernova zu schaffen.

© GS/AstroSciFix (mit Ausnahme der Bilder und Videos)

2 Kommentare zu „Das Erbe von Khianool (5): Im Tianlong“

  1. Der Science-Fiction-Autor James Cambias hat gestern (11. Oktober 2023) auf seinem Blog einen Anregungsbeitrag für Geschichtenideen veröffentlicht, der erstaunliche Parallelen zu „Das Erbe von Khianool“ enthält, wobei ich betonen möchte, dass ich diesen Roman schon am 15. März 2023 zu schreiben begonnen, das erste Kapitel am 1. Mai 2023 veröffentlicht und das obige Kapitel 5 am 26. August 2023 hier eingestellt habe. Hier ist meine Übersetzung von James Cambias‘ Essay „The Subsurface Agency Wants YOU!:

    Geoff Manaugh ist ein interessanter Autor – sein Buch A Burglar’s Guide to the City ist etwas, das jeder lesen sollte -, und er hat einen faszinierenden Blog namens BLDGBLOG. Der neueste Beitrag (zu der Zeit, wo ich dies schreibe) handelt von einigen ehrgeizigen Projekten für großmaßstäbliche Vermessungen der Untergrund-Umwelt mittels Bodenradar, Sonar und anderen Techniken. Lest ihn hier: Agency of the Subsurface.

    Das hat meinen „Spinnensinn“ als Autor/Spieledesigner ausgelöst wie ein Feueralarm. Dies ist eine Rollenspielkampagne oder eine Serie von Technothrillern, die bereit ist, geschrieben zu werden! Ab hier werde ich es im Sinne einer Spielkampagne diskutieren, aber der Großteil derselben Ideen und Konzepte könnte in Geschichten oder Filme umgesetzt werden.

    Der naheliegende Kampagnenrahmen ist, eure Helden Wissenschaftler und Spezialisten sein zu lassen, die für die International Subsurface Exploration Agency arbeiten. Sie reisen zu exotischen Orten überall auf der Welt und finden heraus, was sich im Untergrund befindet. Es gibt mehrere „Linsen“, die man hier anwenden könnte und die vom am wenigsten Fantastischen bis zum Fantastischsten reichen.

    Actionthriller: Während Archäologen Stätten von historischem Interesse suchen, um sie in sorgfältiger Kleinarbeit durchzugehen, gibt es viele andere Leute, die „vergraben“ hören und sofort „…Schatz“ denken. Versetzt eure ISEA-Forscher in irgendeine gesetzlose Region, schickt dann eine Bande von Plünderern hin, und ihr habt ein Jäger des verlorenen Schatzes in moderner Zeit. Die Plünderer können Gauner sein, korrupte Beamte, Söldner oder was auch immer. Es gibt auch die Gefahr durch Leute, denen es einfach nicht gefällt, wenn irgendjemand in ihrer Nachbarschaft im Boden herumstochert. Sie könnten religiöse Fanatiker sein, Drogenanbauer oder Terroristen, die nicht wollen, dass ihre Operationen aufgedeckt werden, Regierungen, die nicht wollen, dass ihre Operationen aufgedeckt werden, oder Leute, die etwas vergraben haben, von dem sie nicht wollen, dass es ausgegraben wird (Giftmüll, Leichen etc.).

    Gaunerstory: Oder vielleicht sind die „Helden“ die Schlimmen – auf eigene Faust Operierende, die nach Plündergut suchen und diese lästigen ISEA-Eierköpfe (und Bullen) lange genug umgehen oder ablenken müssen, um die Fallen mit den riesigen Felsbrocken zu deaktivieren und sich das Gold zu schnappen. Sie müssen sich auch mit all den Gefahren und Widersachern herumschlagen, um die legitime Archäologen sich sorgen müssen (siehe oben).

    Paranormal / Science Fiction: Vielleicht ist etwas wirklich Seltsames in einem entlegenen Winkel der Welt vergraben. Außerirdische Raumsonden, Überreste verlorener Zivilisationen mit seltsamen Kräften, die der modernen Wissenschaft unbekannt sind, Dinosaurier im künstlichen Scheintod, Höhlen, die seltsame Kulturen enthalten… Dies ist die „Saturday Afternoon Monster Theater“-Kampagne. Die ISEA könnte Teil einer größeren geheimen Untersuchung seltsamer Sachen sein – und wo es eine verdeckte Verschwörung gibt, dort gibt es wahrscheinlich auch andere, die alle versuchen, den neuesten unheimlichen Fund als erste auszugraben.

    Horror:Die Untersuchungen der Helden bringen ständig vergrabene Dinge zum Vorschein, die erschreckend und gefährlich sind und in Wirklichkeit gar nicht ausgegraben werden sollten. Vampire, Elder Gods, Ghuls, grantige Mumien und Kultisten, die verhindern wollen, dass die Welt es herausfindet, bevor die Sterne richtig stehen. Sowohl in dieser Kampagne als auch in der paranormalen könnte die ISEA archäologische „Men in Black“ sein, die sich nicht nur mit den schrägen Dingen befassen, sondern sie auch unter Verschluss halten müssen. So oder so ist es ein großartiger Rahmen für einen modernen „dungeon crawl“ mit Monstern, Fallen, Schurken und Schätzen. Stört nur nicht den Fundzusammenhang!

    * * *

    Nachbemerkung des Übersetzers: Ein Sci-Fi-„dungeon crawl mit Monstern, Fallen, Schurken und Schätzen“ ist der Roman „Labyrinth zwischen den Sternen“ von John Morressy, den ich auch heute noch immer wieder einmal gern lese.

    Like

  2. Von Anton Petrov gibt es ein viertelstündiges Video über die bioelektrische Kommunikation der afrikanischen Elefantenrüsselfische (Mormyridae):

    „Smartest Fish on Earth, Mormyridae, Seem To Talk Just Like Us“

    Meine Anregung für die Beschreibung des ursprünglichen Lebens auf Yarsu stammt von diesem Kommentar von „Andrei“ auf Centauri Dreams, den ich in der zweiten Hälfte dieses Kommentars auf Deutsch zitiert habe (Übersetzung von mir).

    Hier noch ein Musikstück von Kiyoshi Yoshida, „The Sword“:

    Like

Hinterlasse einen Kommentar

Entdecke mehr von AstroSciFix

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen

Erstelle eine Website wie diese mit WordPress.com
Jetzt starten