Konzerne: „Aliens“ unter uns?

Von Charles Stross. Original: Invaders from Mars, veröffentlicht am 10. Dezember 2010 (Charlie’s Diary).

„Wählen ändert nichts – die Politiker gewinnen immer.“ ‘S war nicht immer so, aber ich höre heutzutage oft Variationen zu diesem Thema, und nicht nur in Großbritannien.

Warum fühlen wir uns so politisch machtlos? Warum geht die Welt so den Bach runter? Warum kann niemand das in Ordnung bringen?

Hier ist meine (zugegebenermaßen launige) Arbeitshypothese…

Die Fäulnis begann im 19. Jahrhundert, als das US-Rechtssystem Firmen als de-facto-Menschen anzuerkennen begann. Schneller Vorlauf am Kollaps des ancien regime vorbei und in den modernen Kolonialismus der zweiten Welle: sobald die Vereinigten Staaten sich 1945 den Mantel des globalen Hegemonen vom bankrotten britischen Empire geschnappt hatte, exportierten sie natürlich ihr Konzernmodell weltweit, da die diplomatischen (und militärischen) Muskeln der USA benutzt wurden, um den Zugang von US-Konzernen zu Märkten zu fördern.

Konzerne teilen nicht unsere Prioritäten. Sie sind Schwarmorganismen, konstruiert aus wimmelnden Arbeitern, die sich dem Kollektiv anschließen oder es verlassen: diejenigen, die daran teilnehmen, ordnen ihre Ziele jenen des Kollektivs unter, das die drei Konzernziele Wachstum, Profitabilität und Schmerzvermeidung anstrebt. (Die Quellen von Schmerz, die ein Firmenorganismus zu vermeiden sucht, sind Gerichtsverfahren, strafrechtliche Verfolgung und ein Absinken des Shareholder-Value.)

Konzerne haben eine mittlere Lebenserwartung von ungefähr 30 Jahren, sind aber potenziell unsterblich: sie leben nur in der Gegenwart, nehmen wenig Rücksicht auf die Vergangenheit oder (dank kurzfristiger Buchhaltungsvorschriften) die tiefe Zukunft, und sie weisen im Allgemeinen einen soziopathischen Mangel an Empathie auf.

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